An allem hält man fest. An Dingen, an Menschen, an Gewohnheiten. Viel zu viele Stunden hängen in festgefahrenen Szenarien fest, die in Endlosschleife auf und ab laufen während man darauf wartet, dass etwas passiert. Dass sich etwas tut. Dass man sich bewegt, sich vorwärts dreht und weiter geht, was nicht passiert, weil die Beine damit beschäftigt sind dort zu bleiben wo die Hände festhalten, weil es sicher ist. Dabei braucht es nicht viel um weiter zu kommen. Nur eine Hand, die loslässt, eine zweite, die folgt und ein paar Beine, die man plötzlich in die Hand nehmen kann um zu laufen. Vorwärts, zurück, ganz egal, hauptsache in Bewegung. Man muss nur loslassen. Nicht viel, aber genug um neuen Schwung zu bekommen. Heute standen eine Freundin und ich vor ihrem Kleiderschrank. In acht Jahren, die wir uns kennen, wurde kaum etwas wirklich ausgemistet. Plötzlich erinnert man sich an jeden Preis von jedem Teil und von jedem Teil weiß man gleich wie oft man es getragen hat. Bei vielen war die Antwort – nie. Aber man könnte es noch brauchen. Aber es sieht doch so schön aus. Aber es ist doch von dem und dem. Aber. Aber. Aber. Da standen wir also. Vor diesem Schrank mit viel zu vielen Altlasten, die eigentlich niemand braucht, die niemand vermissen würde, aber die eben den Platz füllen, der sonst leer wäre. Dann hat sie mir Bügel für Bügel gezeigt und jedem Aber wurde kurzer Prozess gemacht. Weg. Weg. Weg. In kürzester Zeit lag vor uns ein riesiger Haufen voller Dinge, deren -aber- nicht genug war um sie davor zu bewahren aussortiert zu werden. Und es hat sich gut angefühlt. Alles wegzugeben, was nicht mehr passt. Was nicht mehr zu dem Menschen passt, der weiter ziehen will. So ist das mit allem. Alles, was nicht mitwächst, nicht bleibt und keine Lücke hinterlässt, wenn es fehlt, ist unnötiges Gewicht, das einen aufhält. Alles hat seine Zeit und manche Zeiten laufen eben ab. Das ist mit Gewohnheiten so, mit Dingen und mit Menschen. Es gibt Freundschaften, die nicht zerbrechen sondern einfach langsam auslaufen. Woran niemand Schuld hat aber es ist eben so und daran festzuhalten ist oft kräftezehrender als sie einfach gehen zu lassen. Es gibt Herzen, die irgendwann einfach aufhören füreinander zu schlagen und es gibt Schuhe, die irgendwann einfach nicht mehr die sind, mit denen man seinen Weg gehen kann. Loslassen tut weh. Aber es bringt uns weiter. Loslassen heißt über Klippen springen. Kurz schwerelos taumeln. Um dann von der Unendlichkeit des Meeres überwältigt zu werden, in dem wir nun weiter schwimmen können.