Ich sitze gerade an einer Mail für eine Braut, die wahnsinnig gerne ein After-Wedding-Shooting bei mir hätte. Eines, nach dem ich so noch nie gefragt wurde. Und ich sitze hier und weiß nicht so recht, wie ich erklären soll, dass es Momente gibt, die einem niemand zurück bringen kann. Die es so in ihrer Form nur einmal gibt und die selbst der beste Fotograf nicht wieder bringen kann, ganz gleich wie sehr er das auch möchte.
Es sind nicht die Bilder, die ihnen fehlen. Von sich alleine, von der Gesellschaft, von der Familie. Das ist alles da. Alle wichtigen Momente sind da. Es ist das Gefühl.
Sie kann es selbst nicht genau beschreiben, aber ich weiß, was sie fühlt. Es fehlt ein Stück. In diesen Momenten fehlt etwas. Das gemeinsame Anziehen mit Mama, die Freude mit der Familie, Glücksgefühle, die sie erlebt hat und doch nirgends sieht. Sie sieht die Geschichte ihres Tages und sie sieht, was sie erzählt, aber sie fühlt es nicht.
Und ganz gleich wie viel man versucht genau so zu machen wie an diesem einen Tag, es wird nicht dasselbe sein. Denn wie die Mama die Kette anlegt, was man in diesem Moment fühlt, wird sich nie wiederholen lassen. Wie man das Kleid für diesem besonderen Tag endlich im Ganzen anzieht, wird nicht mehr denselben Zauber haben. Ich weiß nicht, wie ich Familienmomente voller Freude an diesem besonderen Tag Monate später so wieder holen soll, das es sich noch richtig anfühlt.
Ich glaube, manche Momente muss man neu schreiben. In sich tragen, wie man sich an sie erinnert, und neu schreiben, wie man jetzt gerade ist. Und vielleicht ist es dann eben nicht im Brautkleid und nicht dort, wo diese Hochzeit war. Und vielleicht ist das auch gut so.
Ja, Hochzeiten sind teuer. Und die Fotografen sowieso und eigentlich braucht man die ja auch garnicht so viel und eigentlich reichen ja auch schon nur so ein, zwei Stunden. Eigentlich eigentlich.
Eigentlich ist das viel zu teuer und eigentlich ist es das garnicht wert, das ist ja fast soviel wie das Essen und eigentlich macht der im Dorf das auch für die Hälfte und eigentlich, verdammt, verdient der Fotograf sich für die paar Stunden ja dumm und dämlich, glaubt man.
Eigentlich, eigentlich eigentlich.
Eigentlich schreibe ich auch keine solche Mails.
Aber eben nur eigentlich.
Dann am Ende geht es unbezahlbare Momente.