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Tag 240

Bietigheimer Zeitung – Artikel über Projekt 365

Miriam Münzenmaier ist eine junge Frau, noch dazu Studentin im Fach Kommunikationsdesign. Sie kennt sich aus mit neuen Medien, ist eine typische Nutzerin von Facebook, leidenschaftliche Bloggerin, aber sie liebt auch Bücher. Diese Kombination war der Grund, weswegen sie sich im Jahr 2011 zu einem ungewöhnlichen Projekt entschloss, das jetzt in einem aufwändig gestalteten und äußerst lesenswerten Buchband mündete: „Mein Jahr“. Und die Reaktionen im Netz und auf ihr Buch zeigen: Genau so wollen Menschen von heute Literatur haben – manchmal knapp und kurz, manchmal etwas länger, aber immer gut formuliert und ästhetisch gestaltet. Außerdem: Facebook und Buch ergänzen sich hervorragend und schließen sich nicht gegenseitig aus.

Am 24. Oktober 2011 wurde Miriam Münzenmaier 20 Jahre alt, hatte das Abitur in der Tasche und einen Studienplatz in Würzburg in petto. Die junge Frau wollte „endlich was tun, was länger dauert, an dem ich mit Biss dranbleiben muss“. Sie suchte sich ein Projekt aus, das sie täglich machen wollte. Auf Facebook begann die langjährige Bloggerin eine Art Tagebuch. Ein Bild und einen Text wollte sie 365 Tage lang posten. Sie schrieb: „Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Großes zu Ende gebracht. Ich war nie gut darin, etwas zu Ende zu bringen, weil ich zu klein für etwas Großes war.“

Das Bloggen, also Meinungen austauschen im Internet, so sagt die Studentin, sei für ihre Generation „ganz normal“. Wie Goethe und Schiller Briefe oder Tagebuch führten, posten junge Leute wie Miriam Münzenmaier auf Facebook. Der Anspruch ist deshalb nicht weniger groß. Denn Miriam Münzenmaier will „gut und stilistisch hochwertig“ schreiben. Die Frau, die gerne Bücher liest, feilt auch an Sätzen für Facebook lange, bis sie für sie einwandfrei sind. Die typische, verkürzte und zum Teil verhunzte Internetschreibe ist nicht ihr Ding. Auch wollte sie die Nutzer des Internets nicht mit „kleinen privaten Details“ langweilen, sondern veröffentlichte Gedanken zum Leben, zur Gesellschaft oder zur Politik.

Mit dem Motto ihrer Arbeit steht sie deshalb auch in der Tradition großer Literaten: „Für Tagträumer und Wortakrobaten, Verlorene und Gefundene, Traumtänzer und Traumtänzerinnen, leise Poeten und stille Denker, Gestrandete und Treibende. Für alle und jeden, für dich und für mich.“ Wegen der sensiblen, zum Teil äußerst kunstvollen Texte wird ihr Tagebuch zu Literatur. Und dementsprechend auch von vielen auf Facebook gelesen. Selbst ältere Menschen schafften sich einen Account an, um die Texte lesen zu können. Der Zuspruch war immens.

Da das Internet ein sehr schnelles und vergängliches Medium ist, griff die Schriftstellerin auf ein ganz altes Medium zurück, um ihre Texte zu bewahren und für immer festzuhalten: Sie machte ein Buch in zwei Bänden daraus. Jeder Tag des einen Jahres ist darin, mit von ihr selbst geschossenen Fotos. Die Fotografie ist eine weitere Leidenschaft der Bönnigheimerin, diese will sie auch zu ihrem Beruf machen.

Äußerst poetisch, mit starken Gefühlen und starken Worten spielend, ist „Mein Jahr“ nicht nur ein persönliches Buch, sondern gewinnbringend für viel Leser. „Jeder kann sich darin wiedererkennen und es für sich nutzen“, so ein Leser. „Es gibt Dinge, denen zollt man Respekt“, schreibt Miriam Münzenmaier. Dieses monumentale Werk hat großen Respekt verdient.

Info über das Buch „Mein Jahr“ von Miriam Münzenmaier gibt es im Internet auf www.fraeuleinwunschfrei.com

Artikel: Gabriele Szczegulski