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Jedem_Anfang_wohnt_ein_Zauber_inne-109

Da geh ich hin, da kann man richtig tolle Bilder machen.
Nein. Einfach nein. Die Welt ist viel zu schön um alles in Bildern zu sehen. Um sich an jeden Ort nur mit schönen Bildern und keinem einzigen Herzschlag zu erinnern. Um alles nur durch Linsen zu sehen, hinter Glas zu stehen und zu beobachten, statt die Schönheit um sich herum zu erkennen.
Man geht nirgends hin um schöne Bilder zu machen. Man sieht sich nichts an um schöne Bilder zu machen. Das sollte für uns sein. Für unser Herz, für unsere Seele. Für keine Festplatte und keine Speicherkarte. Nur für die Erinnerung, für das Lächeln, wann immer man es ansieht.
Vor zwei Jahren habe ich ein Bild gemacht, mit einer alten, analogen Kamera, unten am Strand, den wir 4 Stunden lang gesucht haben. Wir sind einmal um eine ganze, wunderschöne Insel gefahren um am Ende einen Strand zu finden, der 200 Meter hinter unserem Ausgangspunkt lag. Er war ganz steinig und kieselig und wir konnten keine ganze Stunde ins Wasser gehen, weil wir solange um die Insel gefahren sind, dass die Sonne schon fast hinter den Klippen war. Und dann, dann saß Jonas da, auf meinem blauen Tuch, tropfnass mit seinen langen Haaren und dem Handtuch um die Hüfte und ich hatte diese alt Konica in der Hand, weil ich unbedingt ein Bild von diesem Strand haben wollte, auf Film. Warum auf Film? Weil wir 4 Stunden um diese Insel gefahren sind. 4 Stunden. Der Strand war so besonders für mich, dass ich das auf keiner Festplatte und keiner Speicherkarte haben wollte. Es sollte Pur sein, genau so wie der Moment es war. Und Jonas saß da und hat zu mir hochgeschaut und gelächelt. Er hat mich so angelächelt das ich garnicht bemerkt habe, dass ich ein Foto gemacht habe. Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich kann mich einfach nicht daran erinnern. Aber ich sehe ihn immernoch vor mir sitzen. Wie er mich anlächelt. Ich hab die Kamera ein Stück sinken lassen und dabei muss ich wohl instiktiv das Foto gemacht haben. Für mich das schönste Foto aus diesem Urlaub und vielleicht sogar überhaupt. Es steht auf meinem Schreibtisch, in einem Bilderrahmen, den wir im nächsten Urlaub in einem kleinen Antiquitätenladen gekauft haben und immer, wirklich immer, wenn ich es sehe muss ich lächeln. Ganz egal wie traurig ich bin, wie wütend oder erschöpft, wenn ich dieses Bild ansehe setzt mein Herz kurz aus und schlägt danach ein bisschen leichter weiter. Und ich bin so unendlich glücklich darüber, dass ich überhaupt nicht bemerkt habe, dass ich ausversehen ein Foto gemacht habe. Weil ich glaube, wenn ich es gewusst hätte, hätte er mich nicht so angelächelt. Dann hätte ich eine Kamera vor dem Gesicht gehabt und der Moment wäre vielleicht ein ganz anderer geworden. Wir leben für den Moment. Er ist das kostbarste, das wir haben. Und wir sollten jeden Moment fühlen und erleben, in unserer Erinnerung konservieren, in unseren Marmeladengläser verschließen und sie hüten wie unseren größten Schatz. Dieses Bild gehört zu meinen größten Schätzen. Weil es das nur genau ein einziges Mal gibt. Es existiert nur auf diesem Papier. Und immer wenn ich es ansehe bin ich ganz bei mir. Ich habe den großartigen Film -Das erstaunliche Leben des Walter Mitty. – vor einem Jahr im Kino gesehen. Dort sitzt ein Fotograf irgendwo im Gebirge beim Mount Everest und wartet auf einen Schneeleoparden, die Geisterkatze, weil sie so selten zu sehen ist. Er wartet dort im Schnee, seit Tagen und irgendwann kann man ihn sehen und der Fotograf wartet und wartet und wartet. Er drückt nicht ab. Er schaut nur zu.
– When are you gonna take it? – Sometimes I don’t. If I like a moment, I mean, me, … personally, I don’t like to have the distraction of the camera. I just want to stay … in it. – Stay in it? – Yeah, right there. Right here. [Wann drückst du auf den Auslöser?- Manchmal gar nicht. Wenn mir ein Moment gefällt, ich meine, mir … persönlich, dann will ich nicht, dass mich die Kamera irgendwie ablenkt. Dann will ich einfach nur … darin verweilen. – Darin verweilen? – Ja, so wie gerade. Hier und jetzt.]
Das ist es. Wir leben für Momente. Nicht für schöne Bilder.

Und wir sollten jeden Tag Konfetti regnen lassen und darin tanzen.